Die Auswirkungen von Stress auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit
Zunahme der psychosozialen Erkrankungen als Reaktion auf mehr Stress
Dass Stress krank macht ist in der Medizin seit langem bekannt. Schon vor hundert Jahren bekamen vor allem Berufstätige schweren Stress, der ihnen auf die Nerven schlug. Damals hieß das Krankheitsbild Neurasthenie (das Syndrom der nervösen Erschöpfung). Wie eine Epidemie überzog die sogenannte Nervenschwäche Mitteleuropa. In den Jahren vor 1914 war sie eine der häufigsten Diagnosen überhaupt. Als gängige Ursache der Neurasthenie galt in der zeitgenössischen Literatur das „Hetzen und Jagen“ des modernen Wirtschaftslebens. Das Leiden wurde mit den Auswirkungen der „elektrischen Revolution“ jener Zeit in Verbindung gebracht – ähnlich wie heute die psychosozialen Erkrankungen (Überlastung, Burnout, Depression) mit der elektronischen Revolution: der Reizüberflutung durch das Internet und der ständigen Erreichbarkeit über das Mobiltelefon.
Die Anzeichen von Überlastung als Folge von Stress sind breit gefächert und reichen von psychischen bis zu körperlichen Symptomen. Ihre Ausprägung kann unterschiedlich stark sein. I.d.R. treten mit zunehmender Belastung auch immer mehr Anzeichen auf.
psychische Anzeichen
* Reizbarkeit |
physische Anzeichen
* Verdauungs- bzw. Magenbeschwerden |
Die alljährliche Infas-Umfrage weist seit Jahren konstant eine Zahl von über 25 Prozent aller Beschäftigten aus, die sich von ihrer Arbeit „ausgebrannt“ fühlen.
Diese Ergebnisse werden unterstrichen von den Jahresreports der Krankenkassen, die eine drastische Zunahme der psychosozialen Erkrankungen, wie Burnout und Depression, bei Berufstätigen ausweisen. Allein zwischen 2006 und 2012 wuchsen laut Hans-Böckler-Stiftung die psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland um 75 Prozent. Dies macht inzwischen 15 Prozent aller Fehlzeiten aus. Und nach einer aktuellen Erhebung der DAK vom Januar 2015 hat die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen 2014 einen Höchststand erreicht. Demnach entfielen im vergangenen Jahr knapp 17 Prozent aller Ausfalltage auf Depressionen, Angststörungen und andere psychische Leiden. Das ist ein Plus von knapp zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Nach Hochrechnungen der Weltbank sowie der Harvard University werden depressive Erkrankungen im Jahr 2020 an zweiter Stelle aller Erkrankungen stehen, wenn man deren sozioökonomische Bedeutung für die Gesellschaft betrachtet.
Reduzierte Leistungsfähigkeit bei Stress – nicht nur bei Leistungssportlern
Stress kann aber nicht nur umfangreiche negative Auswirkungen auf die körperliche sowie die psychische Gesundheit haben, sondern auch auf die geistige Leistungsfähigkeit (vgl. Alexander et al. 2007 sowie Sliwinski et al. 2006). Hierbei wirken sich sowohl chronischer Stress (vgl. Caswell et al. 2003 sowie Öhman et al. 2007) als auch akuter Stress nachteilig auf die geistige Leistungsfähigkeit aus.
Bei Stress schüttet das Gehirn Hormone aus: im wesentlichen Noradrenalin und Kortisol. Bei kurzfristigen und kontrollierbaren Belastungen führt dies zur Stabilisierung bestehender Verbindungen von Nervenzellen. Das bedeutet, dass alle Verknüpfungen im Gehirn, die zur Bewältigung der Herausforderung genutzt werden, besser ausgebaut und effektiver gemacht werden.
Wenn demgegenüber eine Stressbelastung länger anhält, wird vermehrt Kortisol produziert. Dies führt dazu, dass neuronale Strukturen weniger stabil sind. Zudem wird bei chronischem Stress die Kommunikation zwischen den Nervenzellen reduziert. Chronischer Stress wirkt sich somit nachteilig auf das Gehirn aus und kann damit zu Leistungsreduzierung führen.
Bei Stress entsteht im Gehirn eine Art „Wettstreit“ um die geistigen Ressourcen. Der mentale Fokus richtet sich in einer Problemtrance ganz auf die zu bewältigende Herausforderung, so dass diese kognitiven Ressourcen nicht mehr zur Problemlösung zur Verfügung stehen. Im Extremfall wird die gesamte kognitive Kapazität auf das Problem gerichtet und es kommt zum Blackout.
Im Sport ist seit langem bekannt, dass Spieler unter Stress nur ein begrenztes Repertoire ihrer Fähigkeiten abrufen können. Ihr Schuss (z.B. beim Fußball und beim Eishockey) wird beispielsweise unpräziser und sie treffen schlechtere Entscheidungen.
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