Die Arbeitswelt wird nun (doch) digitaler
Digitalisierung - Home Office - Remote Leadership - Remote Selling

Gingen bisher viele Unternehmen davon aus, sich an diese Entwicklung in ihrem eigenen Takt anpassen zu können, hat sie die Corona-Pandemie eines Besseren belehrt. Denn mit dem Lockdown hat die Digitalisierung die breite Mehrheit der Erwerbstätigen erreicht und prägt nunmehr unseren Arbeitsalltag. Die umfassende Studie “Arbeiten in der Corona-Pandemie – auf dem Weg zum New Normal des Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) aus dem Mai 2020 fasst die aktuellen Entwicklungen zusammen:

  • Der Wechsel ins Home Office hat sich flächendeckend vollzogen: In fast 70 Prozent der Unternehmen arbeiten die Angestellten komplett oder größtenteils im Home Office. Vor der Corona-Pandemie war Home Office in nur 17 Prozent der befragten Betriebe für die meisten oder für fast alle Beschäftigten möglich.
  • Der technische Übergang stellt in der Regel kein allzu großes Problem dar: technische Voraussetzungen wie mobile Endgeräte, die Möglichkeit der Sprach- und Videoverbindung sowie die Unterstützung synchroner Conferencing-Anwendungen waren meistens schon gegeben
  • die Arbeitsergonomie stellt sich problematisch dar: Bis zu einem Drittel der Home Office-Arbeitsplätze waren oder sind noch immer nicht mit einem höhenverstellbaren Stuhl oder einem angemessenen Schreibtisch ausgestattet.
  • Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben: 42 Prozent der befragten Unternehmen sind mit ihren Home Office-Erfahrungen so zufrieden, dass sie das Angebot ausbauen wollen.
  • Bilanz zum Home Office in Corona-Zeiten: ja gerne, aber flexibel entscheiden können. 31 Prozent der Erwerbstätigen wollen flexibel entscheiden können, ob sie im Home Office oder an einem festen Arbeitsplatz im Firmengebäude arbeiten.
  • Corona krempelt die Arbeitswelt um, der Sieger ist das Home Office. Vielen Betrieben kommt das durchaus entgegen: Sie möchten nun mit kleineren Büroflächen planen, um Kosten zu senken. Kosten können zudem im Bereich der Dienstreisen gespart werden. Die Arbeitswelt werde sich verändern, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) Eric Schweitzer. „Wir werden nicht wieder in die Zeit von vor Corona zurückkehren. Wir haben […] gemerkt, dass wir vieles doch mobil erledigen können, was wir bis dahin nicht für denkbar gehalten haben“, sagte Schweitzer und erwartet infolge der Coronakrise mehr Videokonferenzen und weniger Dienstreisen.
  • Gefahr der Entgrenzung im Home Office: flexible Arbeitsformen bergen die Gefahr der Entgrenzung – die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt. In der Folge fällt es Mitarbeiter*innen schwer abzuschalten und sich zu erholen. Hier braucht es klare Regeln und Abstimmungen in den Unternehmen und den Teams.
  • Führungskräfte sind die Showstopper: die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Führungskräfte vor Corona zurückhaltend bis kritisch waren, wenn ortsflexible Arbeitsformen umgesetzt werden sollten. Sie legten eher Wert auf die Präsenz der Mitarbeiter*innen vor Ort und befürchteten eingeschränkte Kontrollmöglichkeiten.
  • Bei der Führung auf Distanz fehlt es Führungskräften an Routine: 40 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, bei den Führungskräften ein „definitives Schulungsdefizit in Bezug auf Führung auf Distanz (Remote Leadership)“ zu sehen. Aber digitales Arbeiten braucht auch digitale Führung.
  • der Weiterbildungsbedarf zur Digitalisierung ist groß – auch im Vertrieb: Außerdem vermissen die befragten Studienteilnehmer Weiterbildungen zur digitalen Kommunikation, Kollaboration und Koordination untereinander sowie zur Betreuung von Kunden in der Ferne mithilfe digitaler Formate.